DOI: | https://doi.org/10.37307/j.1868-7776.2006.02 |
Lizenz: | ESV-Lizenz |
ISSN: | 1868-7776 |
Ausgabe / Jahr: | 2 / 2006 |
Veröffentlicht: | 2006-06-01 |
Extreme PM10-Belastungen treten verstärkt in einzelnen, ausgeprägten Episoden auf. Damit unterscheiden sich die Feinstaubimmissionen von anderen Luftbelastungen durch eine sehr starke zeitliche Variabilität. Solche Episoden treten großräumig auf und zeigen eine überragende Abhängigkeit von steuernden meteorologischen Größen, wie Luftmassenherkunft (Trajektorie), Mischungsschichthöhe, Globalstrahlung, Wind, Luft-Feuchte und Temperatur. Die Episoden zeigen in ihrem Auftreten ausgeprägte jahreszeitliche Unterschiede und konzentrieren sich in Baden-Württemberg im Wesentlichen auf Hochdruckwetterlagen im Winterhalbjahr (Oktober- April). Typisch ist zudem das zeitgleiche Auftreten erhöhter PM10-Konzentrationen an mehreren, auch weit auseinander liegender Luftmessstationen. Vermutlich finden in solchen Situationen Aerosolbildungsprozesse auf einer regionalen Skala statt, welche sich in den Ballungsgebieten weiter verstärken und durch lokale Emissionen zusätzlich angereichert werden. Daher ist auch die Sekundäre Aerosolbildung, d.h. die Entstehung von Partikeln aus der Gasphase, als mögliche Ursache in Betracht zu ziehen. Für eine Episode im Februar 2005 im Raum Stuttgart wird versucht, über die zeitlichen Verläufe der Staubinhaltstoffe zusammen mit einer meteorologischen Situationsanalyse Hinweise auf die Entstehung und Herkunft des Schwebstaubs abzuleiten. Ergänzend wird mit einer Berechnung abgeschätzt, ob durch sekundäre Aerosolbildung im begrenzten Stadtgebiet aufgrund der dort emittierten gasförmigen Vorläufersubstanzen relevante Konzentrationswerte erreicht werden können. Es zeigt sich, dass für die großräumige Ausbildung von hohen PM10-Konzentrationen weitgehend natürliche Einflussgrößen mit austauschhemmenden meteorologischen Bedingungen, vor allem niedrigen Mischungsschichthöhen, verantwortlich sind. Die sekundäre Aerosolbildung leistet einen erheblichen Beitrag zur Konzentrationserhöhung, die vorgestellten Untersuchungen liefern aber nur erste indirekte Hinweise über den Bildungsmechanismus. Es fehlen zur Absicherung dieser These weitgehend Daten, sowohl theoretischer als auch messtechnischer Art. Regelmäßige Messungen der Staubinhaltsstoffe und Vorläufersubstanzen wie Ammoniak und Salpetersäure sowie Ammonium auch in Stadtgebieten sind eine Vorraussetzung für vertiefte Erkenntnisse über die Reaktionsmechanismen.
Von Mitte Januar bis Anfang Februar 2006 kam es in weiten Teilen Europas und Deutschlands zu einer Episode ungewöhnlich hoher Staub(PM10)-Konzentrationen mit zahlreichen Überschreitungen des europaweit gültigen Grenzwertes für das PM10-Tagesmittel von 50 mg/m3 bei 35 zulässigen Überschreitungen pro Jahr. Vor allem die Länge der Episode, die über 2 Wochen andauerte, hat wesentlich dazu beigetragen, dass bereits Anfang April 2006 eine zweistellige Zahl deutscher Messstationen mehr als die für das ganze Jahr erlaubten 35 Überschreitungen des Tagesmittels von 50 mg/m3 aufwies. Selbst in emittentenfernen Gebieten wie z.B. der Lüneburger Heide, den Ostfriesischen -Inseln oder dem Münsterland wurden bereits mehr als 10 Überschreitungstage -beobachtet, so dass das noch junge Jahr 2006 mit einer hohen „Staubhypothek“ vorbelastet ist. Während in großen Teilen Deutschlands fast zwei Jahrzehnte lang milde Winter vorherrschten, ließ die Witterung des Winters 2006 mit mehrtägigem Dauerfrost, vielfacher Schneebedeckung und niedrigen Windgeschwindigkeiten Erinnerungen an die beiden letzten großen Smogepisoden in Deutschland im Januar 1985 und 1987 wach werden. Auch im Vergleich über zwei Jahrzehnte ist die Episode hoher Staubkonzentrationen Anfang 2006 somit als außergewöhnlich zu betrachten und soll deshalb im Beitrag dargestellt und analysiert werden. Dabei wird auch untersucht, inwieweit grenzüberschreitende Transporte oder „hausgemachte“ Staubemissionen die Luftbelastung der Episode prägten. Die Analyse legt einen Schwerpunkt auf die Situation in Nordrhein-Westfalen, jedoch werden auch andere Regionen in Deutschland und Europa, soweit erforderlich, mitbetrachtet.
Aussagen über die Luftqualität im Straßennetz ganzer Stadtteile oder Städte werden im Rahmen von luftreinhalteplanerischen Fragestellungen immer wichtiger. Hierzu werden sog. Screeningmodelle wie IMMISluft eingesetzt. Anhand von Messdaten wird IMMISluft hinsichtlich der Aussagefähigkeit, ob Grenzwertüberschreitungen für Feinstaub und Stickstoffdioxid zu erwarten sind, validiert. Es kann gezeigt werden, dass hohe Trefferquoten in den Straßenabschnitten erzielt werden, in denen die Anwendungsbedingungen für das Screeningmodell IMMISluft eingehalten sind. Ferner wird deutlich, dass ein Vergleich mit Messdaten nur dann erlaubt ist, wenn die Messung innerhalb der Straßenschlucht durchgeführt wurde. Hierbei zeigt sich, dass der Standort einer Messung nicht immer dem Ort der höchsten Belastung innerhalb einer Straßenschlucht entspricht.
Die Novellierungen der TA Luft, der 13. und 17. BImSchV haben eine Überarbeitung der „Bundeseinheitlichen Praxis bei der Überwachung der Emissionen“ notwendig gemacht. Diese Regelung ist Mitte des letzten Jahres erschienen. Die Überarbeitung berücksichtigt die neuen Vorgaben der gesetzlichen Regelungen und legt auch das Verfahren der Validierung der Messwerte, besonders die Beurteilung der Messunsicherheit, fest. Im Wesentlichen haben sich dadurch die -Anforderungen an Auswertesysteme geändert.
Aktueller Überblick – Stand: April 2006
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